Eine Kurzgeschichte zum Minigolf (in Bozen)

©Wolfgang v. Klebelsberg 052020

Das Minigolf (Golf auf Bahnen) entwickelt sich in den Vereinigten Staaten Amerikas in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aus dem Golfspiel heraus und wurde als miniature golf bzw. garden golf am Anfang auf kleinen Rasenbahnen in öffentlichen Parkanlagen und Gärten gespielt. In den 20er und 30er Jahren begann man die Bahnen abzugrenzen, mit Hindernissen zu versehen und das Gras der Spieloberfläche mit widerstandsfähigeren Materialien wie z.B. gestampfter Kalkestrich zu ersetzen. Minigolf verbreitete sich relativ schnell und wurde sehr beliebt, da es eine Sportart war, welche man auch bei Nacht ausüben konnte und welche es jeder Person, unabhängig von Alter, Geschlecht oder athletischer Voraussetzung ermöglichte, sich mit anderen zu messen. Die Spielausrüstung wird mit der Eintrittskarte verliehen und damit steht der Entspannung, Erholung und dem Aufenthalt in einer landschaftlich meistens sehr angenehm gestalteten Umgebung nichts mehr im Wege. Die Spieler*Innen müssen allerdings Geschicklichkeit, Konzentration, Ball-Schlägergefühl, Präzision und die Kenntnis der (einfachen) Spielregeln mitbringen.

Die ersten Minigolfanlagen in Europa entstehen in England. Von dort aus verbreiten sie sich nach Deutschland und Schweden, wo 1937 di erste Europäische Föderation für Bahnen Golf entstand. Im Jahre 1951 projektierte und patentierte der Schweizer Landschaftsarchitekt Paul Bongni eine Minigolfanlage mit 18 Bahnen, welche 1954 in Ascona und in Locarno errichtet wurden. Diese Anlagen bestehen noch in ihrer originalen Version und erfreuen sich nach wie vor großen Zuspruchs.

In Italien fanden 1959 in Gardone Val Trompia die ersten Minigolf Europameisterschaften statt. Im Jahre 1964 wurden in Meran und in Naturns die ersten beiden Minigolfplätze errichtet, kurze Zeit darauf folgt jener von Seis.
Im Jahre 1966 errichtete der Fotograf, Schriftsteller und Unternehmer Ernst Pertl in Kaltern eine Minigolfanlage nach dem international gültigen Reglement

Der Minigolfplatz in Bozen

Der Bozner Minigolf- und Faustballplatz wurde auf den ehemaligem Wiesen- und Weidegründen des jenseits der Bozner Wassermauer gelegenen Compilhofes erstellt, bei dem es sich um einen aus dem 14. Jh. stammenden und heute noch aktiven landwirtschaftlichen Betrieb handelt. Diese im Talferbett gelegenen Gründe dienten den Kühen, bevor sie auf die Almen getrieben wurden, als Frühlings- und Herbstweide. Im Sommer wurde auf den Wiesen das Heu für den Winter gemacht. Nachdem die Viehhaltung im Talhof Compil in den späten 60er Jahren (leider) aufgegeben wurde, stellte sich die Frage nach einer Neunutzung der sog. Talferwiesen. Man entschied sich in Richtung Freizeit und Sport und so verfassten Ernst Pertl und Arch. Hanns v. Klebelsberg im Jahre 1970 einen Vertrag, in welchem sie die Errichtung einer Minigolfanlage im Talfergriesgrund vereinbarten auf einer zum Compilhof gehörenden Grundfläche. Damit entsprachen sie dem Wunsch der Bozner Bürger nach einer nahe gelegenen Freizeit- und Erholungszone. Die Anlage wurde, in Anlehnung an die vom eingangs erwähnten Schweizer Landschaftsarchitekten Paul Bongni formulierten Kriterien geplant, war eingebettet in eine schattenspendende Baumanlage und wurde nach dem internationalen Reglement erstellt. Die verschiedenen Bahnen stellten an die Spieler*Innen unterschiedliche Schwierigkeits- und Geschicklichkeitsanforderungen, welche von völlig gerade auszuführenden Schlägen auch über Seitenbanden und über Eck zu absolvierende Züge verlangten. Die Anlage wurde 1971 eröffnet und in Betrieb genommen. In den ersten Jahren war der Andrang sehr groß und es wurden sogar interne Meisterschaften ausgetragen. Den bis dato bekannten Rekord hält, bis auf Gegenbeweis Dieter (Titi) Fischnaller mit 19 Schlägen. In den 80er Jahren begann das Interesse am Minigolf zu sinken bis um 1987 die Anlage geschlossen wurde. 1990 findet sich im SSV ein neuer Pächter, welcher die dringend nötigen „Erneuerungsarbeiten der Freizeit- und Erholungsanlagen Minigolf“ in Auftrag gibt und durchführt. Dabei werden die Pisten instandgesetzt und die Erstellung der Pergola, der Sitzgruppen, der Kegelbahnen, der Kinderspielgeräte, des Kiosks und der erneuerten technischen Infrastruktur durchgeführt. Nach mehrmaligen Pächterwechseln wird die Minigolfanlage 2020 einer weiteren Generalsanierung unterzogen, wobei alle Bereiche betreffende Bau- und Restaurierungsmaßnahmen ausgeführt werden. Davon betroffen sind die technischen Infrastrukturen, die Restaurierung der Bahnen und der Beleuchtung, die Reorganisation des Gastbereiches, die Umgestaltung des Grünraumes und eine insgesamte Aufwertung des Areals zur besseren Betreuung der Gäste, Kinder und Spieler*Innen.

Die für Ostern 2020 geplante Wiedereröffnung musste aus Corona Virus Gründen einstweilen verschoben werden.